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Kämpfe in Italien

 

Seiner Bitte entsprechend wurde er erneut seinem ehemaligen Oberkommandierenden, Graf Bellegarde in Verona als dessen Flügeladjutant zugeteilt. Er versah diesen Dienst so gut es ging; da er nicht mehr in der Lage war, sein Pferd aus eigener Kraft zu besteigen; sein Arm in der Schlinge, musste er jedes mal von seinen Adjutanten aufs Pferd gehoben werden. Da der Arm sein Leben lang gelähmt blieb, lernte er mit der linken Hand schreiben.

Als es Ende des Jahres erneut zu einem Gefecht mit den Truppen des Marschalls Brune am Mincio kam, wurde Wimpffen erneut verwundet; diesmal traf eine Kugel den linken Arm und er musste damit rechnen, nie wieder reiten zu können - in der damaligen Zeit wohl der wichtigste Grund, die Militärlaufbahn zu beenden. Doch er besaß offensichtlich einen eisernen Willen, denn nach zwei Jahren war er wieder in der Lage, zu reiten. Inzwischen zum Oberstleutnant befördert, übernahm er das Kommando des 3. Bataillons des „Ignac  Graf Gyulai“ Infanterieregiments in Zemplen.

Die Schlacht von Austerlitz

 

Das kommende Jahr war für Wimpffens künftige Laufbahn von entscheidender Bedeutung; der Reorganisator der österreichischen Armee, Erzherzog Karl wurde auf ihn aufmerksam und auf Grund seines Vorschlags wurde Wimpffen zum Adjutanten des Erzherzogs und Referenten für Militäradministrationssystem mit Sitz in Graz berufen.Er bekleidete diesen Posten bis 1805.

Als 18o5 der Krieg zwischen Österreich und Frankreich erneut ausbrach, erbat ihn Erzherzog Karl als Stabschef seiner in Italien stationierten Armee, doch der Hofkriegsrat lehnte ab. Erst nach der Kapitulation einer österreichischen Armee unter General Mack bei Ulm, wurde Wimpffen vom Hofkriegsratspräsidenten Latour mit sofortiger Wirkung zur österreichisch-russischen Armee in Mähren abkommandiert. Auf Wunsch des Kaisers wurde Wimpffen zum alliierten Oberkommando als sein ihm allein verantwortlichen Berichterstatter beordert. Als der russische General Michail Illarionowitsch Kutusov sein Missfallen über den ihm als Chef des Stabes zugeteilten Österreicher, General Weyrother äußerte, schlug Kaiser Franz vor, Weyrother durch Wimpffen zu ersetzen. Doch Zar Alexander entschied sich für Weyrother, für den er besondere Sympathien hegte, der nun daran ging, einen Operationsplan zu entwerfen, der die Grundlage der russisch-österreichischen Kampfführung geworden ist.

Lev Nikolajewitsch Tolstoj beschreibt in seinem Monumentalwerk „Krieg und Frieden“ die Besprechung dieses später berühmt gewordenen Operationsplans sehr kenntnisreich und lebensnah:
„Fürst Andrej machte einige Einwände und begann seinen eigenen Plan darzulegen, der vielleicht ebenso gut war wie der Weyrothers, aber den Fehler hatte, dass Weyrothers Plan bereits genehmigt war.
Kaum begann Fürst Andrej die Nachteile des weyroherischen Plans und die Vorzüge des eigenen auseinanderzusetzen, als Fürst Dolgorukow auch schon nicht mehr recht zuhörte und zerstreut nicht mehr die Landkarte, sondern das Gesicht des Fürsten Andrej betrachtete.“ Übrigens findet heute abend bei Kutusov ein Kriegsrat statt. Da können Sie ja alles vorbringen“meinte Dolgorukov.“ Das will ich auch tun“- erwiderte Fürst Andrej und trat von dem Tisch mit der Landkarte zurück.
„Aber, worüber machen Sie sich eigentlich Sorgen, meine Herren?“ fiel jetzt Bilibin ein, der bisher mit einem vergnügten Lächeln dem Gespräch der beiden zugehört hat und jetzt offenbar einen Witz auf der Zunge hatte.“Ob es morgen einen Sieg gibt oder eine Niederlage, dem Ruhm der russischen Waffen droht jedenfalls keine Gefahr. Ausser unserem Kutusov ist ja kein einziger russischer Truppenführer beteiligt. Die Truppenführer sind Herr General von Wimpffen, le comte de Langeron. le Prince de Liechtenstein, le Prince de Hohenlohe et enfin Prschprsch… et ainsi de suite, comme tout le noms polonais.
(Hier irrt Tolstoj, denn der General Grigorij von Wimpffen, der Kommandeur einer der Angriffskolonnen war baltischer Russe; Tolstoj verwechselte ihn  wohl mit Maximilian von Wimpffen, der dem Generalstab zugeteilt war. Der General mit dem polnischen Namen hieß übrigens Przybyschweski)
„Taisez vous, mauvaise langue“- sagte Dolgorukow –„ Es stimmt übrigens nicht, denn wir haben noch zwei Russen:Miloradovitsch und Dochturov, und wir hätten noch einen dritten, den Grafen Araktschejev, aber der ist mit seinen Nerven nicht in Ordnung“.

Auf der Rückfahrt konnte Fürst Andrej sich nicht enthalten, den schweigend neben ihm sitzenden Kutusov nach seiner Meinung über die morgige Schlacht zu fragen.
Kutusov sah seinen Adjutanten streng an, schwieg noch eine Weile und sagte dann:
Ich glaube, wir werden die Schlacht verlieren…
Gegen zehn Uhr abends kam Weyrother mit seinen Plänen in Kutusows Quartier, wo der Kriegsrat stattfinden sollte. Alle Trup­penführer waren zum Oberkommandierenden bestellt worden, und bis auf den Fürsten Bagration, der sich hatte entschuldigen lassen, waren alle zur bestimmten Stunde versammelt.
Weyrother, der den Plan für die bevorstehende Schlacht ent­worfen hatte, bildete mit seiner Lebhaftigkeit und unruhigen Hast einen scharf ausgeprägten Gegensatz zu dem missmutigen und schläfrigen Kutusow, der nur sehr ungern die Rolle eines Vor­sitzenden und Leiters dieses Kriegsrats übernommen hatte. Wey­rother fühlte sich offensichtlich als Lenker der Bewegung, die be­reits eine unaufhaltsame geworden war. Er war wie ein ange­schirrtes Pferd, das mit einer Fuhre bergabläuft. Ob er zog, oder ob er vorwärts gedrängt wurde, das wusste er selber nicht; aber er jagte dahin, so schnell er konnte, und fand dabei schon nicht mehr Zeit, zu überlegen, wohin diese Bewegung führen würde. An diesem Abend war Weyrother zweimal in der Nähe der feindlichen Vor­postenkette gewesen, um sich persönlich ein genaues Bild der Lage zu verschaffen, desgleichen zweimal bei den beiden Kaisern, dem russischen und dem österreichischen, um ihnen Bericht zu erstatten und seine Auffassung der Lage darzulegen, und darauf noch in seiner Kanzlei, wo er seine in deutscher Sprache abgefasste Dis­position diktiert hatte. Als er jetzt zu Kutusow kam, war er recht erschöpft.Er war offensichtlich so sehr mit den Gedanken an seine Dis­position beschäftigt, dass er sogar den Respekt, den er dem Ober­kommandierenden schuldet, gelegentlich ausser acht liess: meh­rere Male unterbrach er ihn, sprach schnell und undeutlich, ohne sein Gegenüber anzusehen, und liess mehrere Fragen Kutusows unbeantwortet; dazu war seine Uniform mit Schmutz bespritzt, und er sah elend, erschöpft und verwirrt aus und doch zugleich selbst­bewusst und stolz.Kutusow wohnte in einem kleinen Adelsschloss in der Nähe von Ostralitz. Im grossen Salon, der zum Kabinett für den Oberkommandierenden eingerichtet war, hatten sich Kutusow selbst, Wey­rother und die übrigen Teilnehmer der anberaumten Sitzung ver­sammelt. Sie tranken Tee und warteten nur noch auf den Fürsten Bagration, um den Kriegsrat zu eröffnen. Endlich erschien ein Ordonnanzoffizier des Fürsten Bagration und brachte die Nach­richt, der Fürst könne nicht kommen. Fürst Andrej ging zu Ku­tusow, um diesem davon Meldung zu machen, und blieb dann im Zimmer, da Kutusow ihm gestattet hatte, beim Kriegsrat zugegen zu sein.
«Da Fürst Bagration nicht mehr kommt, können wir anfangen», sagte Weyrother, stand hastig auf und ging auf den Tisch zu, auf dem eine sehr umfangreiche Karte der Umgegend von Brünn aus­gebreitet dalag.Kutusow hatte die Knöpfe seiner Uniform geöffnet, und aus dem Kragen quoll sein feister Hals hervor, als sei es ihm endlich ge­lungen, sich zu befreien: die greisenhaft gedunsenen Hände sym­metrisch auf die Armlehnen gelegt, sass er in einem Voltairesessel und schlief beinah. Als er Weyrothers Stimme hörte, öffnete er mit einiger Anstrengung sein einziges Auge.
«Ja, ja, bitte, es wird sonst zu spät», sagte er nickend, liess dann den Kopf wieder sinken und schloss wieder sein Auge.Wenn die Teilnehmer am Kriegsrat anfangs geglaubt hatten, Kutusow stelle sich nur schlafend, so bewiesen die Töne, die wäh­rend der Verlesung der Disposition aus seiner Nase kamen, dass es sich für den Oberkommandierenden jetzt um etwas viel Wichtigeres handelte als etwa um die Absicht, die Geringschätzung an den Tag zu legen, die er der Disposition oder irgend etwas anderem gegen­über empfand: es handelte sich für ihn einfach darum, ein un­widerstehliches menschliches Bedürfnis zu befriedigen, das Schlaf­bedürfnis. Er schlief tatsächlich. Mit der Miene eines Menschen, der viel zu beschäftigt ist, als dass er auch nur einen Augenblick von seiner Zeit verlieren dürfte, warf Weyrother einen Blick auf Kutusow, überzeugte sich, dass er schlief, nahm seine Papiere zur Hand und begann mit lauter und eintöniger Stimme die Disposition für die bevorstehende Schlacht vorzulesen. Die Ueberschrift, die er ebenfalls vorlas, lautete: Disposition zum Angriff auf die feind­liche Stellung hinter Kobelnitz und Sokolnitz, 30. November 1805.
Die in deutscher Sprache abgefasste Disposition war sehr kom­pliziert und schwer verständlich. So hiess es darin:
«Da der Feind sich mit seinem linken Flügel an die mit Wald bedeckten Berge lehnt und sich mit seinem rechten Flügel längs Kobelnitz und Sokolnitz hinter die dort befindlichen Teiche zieht, wir im Gegenteil mit unserem linken Flügel seinen rechten sehr debordieren, so ist es vorteilhaft, letzteren Flügel des Feindes zu attackieren, besonders wenn wir die Dörfer Sokolnitz und Kobelnitz im Besitze haben, wodurch wir dem Feind zugleich in die Flankefallen und ihn auf der Fläche zwischen Schlapanitz und dem Walde von Turas verfolgen können, indem wir den Defileen von Schla­panitz und Bellowitz ausweichen, welche die feindliche Front dek­ken. Zu diesem Endzwecke ist es nötig ... die erste Kolonne mar­schiert ... die zweite Kolonne marschiert ... die dritte Kolonne marschiert ...» So las Weyrother. Die Generäle hörten diese schwie­rige Disposition offenbar sehr widerwillig an. Der blonde hoch­gewachsene General Buxhoevden stand mit dem Rücken an die Wand gelehnt da, starrte auf eine brennende Kerze, und es sah aus, als höre er gar nicht zu, ja als wolle er sogar den Anschein vermeiden, als höre er zu. Weyrother gerade gegenüber, die blit­zenden, weitgeöffneten Augen unverwandt auf ihn gerichtet, die Hände auf die Knie gestützt und die Ellbogen scharf nach aus­wärts gekehrt, sass in martialischer Pose der rotbäckige Milora­dowitsch mit seinem emporgezwirbelten Schnurrbart und seinen hochgezogenen Schultern. Er schwieg hartnäckig und verwandte den Blick nur dann von Weyrothers Gesicht, wenn der österrei chische Stabschef einmal eine Pause machte. Dann sah Milora­dowitsch die anderen Generäle mit vielsagender Miene an. Aber was diese vielsagende Miene nun eigentlich bedeuten sollte, Zu­friedenheit oder Unzufriedenheit, Billigung oder Missbilligung der Disposition, das war nicht zu erraten. Weyrother am nächsten sass Graf Langeron, auf dessen südfranzösischem Gesicht während der ganzen Dauer der Vorlesung ein feines Lächeln lag; er be­trachtete seine zierlich gebauten Finger, die eine porträtgeschmückte goldene Schnupftabakdose unaufhörlich rasch um ihre eigene Achse wirbelten. Mitten in einer der längsten Perioden hörte er plötzlich auf, die Tabaksdose zu drehen, hob den Kopf, unterbrach Wey­rother mit einem Lächeln von unangenehm wirkender Höflichkeit um die feinen Mundwinkel und wollte etwas sagen, aber der öster­reichische General liess sich im Lesen nicht stören, runzelte nur ärgerlich die Stirn und machte eine abwehrende Bewegung mit dem Ellbogen, als wollte er sagen: «Nachher! Nachher können Sie mir alles sagen, was Sie denken. Aber jetzt sehen Sie sich gefälligst die Karte an, und hören Sie zu!» Langeron warf einen erstaunten Blick in die Höhe, sah Miloradowitsch an, als hoffe er doch ir­gendwo eine Erklärung für das ihm unverständliche Benehmen Weyrothers zu finden; als er aber dem vielsagenden und im Grunde doch gar nichts sagenden Blick Miloradowitschs begegnete, liess er die Augen trübselig sinken und begann wieder seine Schnupftabaks­dose zu drehen.
„Une lecon de geographie“, sagte er ,anscheinend für sich selbst, immerhin aber laut genug, um auch von anderen gehört zu werden.
Die Verlesung der Disposition dauerte über eine Stunde. Als Weyrother fertig war, hemmte Langeron wieder die Bewegung seiner Schnupftabakdose, und ohne Weyrother oder sonst einen einzelnen anzusehen, verbreitete er sich darüber, wie schwierig es sein würde, sich an eine solche Disposition zu halten, welche die feindliche Stellung als bekannt voraussetzte, während sie vielleicht uns durchaus unbekannt sei, da der Feind sich ja in Bewegung befinde. Dieser Einwand Langerons war durchaus berechtigt, aber es lag auf der Hand, dass er diesen Einwand vornehmlich deswegen gemacht hatte, weil er Weyrother, der seine Disposition mit einer Selbstsicherheit vorgebracht hatte, als hätte er Schuljungen vor sich, zeigen wollte, dass er es nicht mit lauter Dummköpfen zu tun habe, sondern mit Leuten, von denen er selbst vielleicht noch manche Kriegskunst lernen könnte. Als Weyrothers eintönige Stimme verstummt war, hatte Kutusow die Augen aufgeschlagen, wie ein Müller, den das plötzliche Verstummen des einschlä­fernden Rauschens der Mühlenräder aus dem Schlafe auffahren lässt. Er hörte Langeron zu, aber als wollte er sagen: «Seid ihr immer noch bei diesen Dummheiten?» schloss er rasch wieder die Augen und liess seinen Kopf noch tiefer auf die Brust sin­ken als zuvor.
Langeron liess sich offenbar von dem Bestreben leiten, Wey­rothers militärische Autoreneitelkeit so empfindlich wie möglich zu verletzen, und so wies er nach, dass Bonaparte leicht selbst an­greifen könnte, anstatt sich angreifen zu lassen, und dass er damit die ganze Disposition sinnlos machen würde. Weyrother beant­wortete alle Einwände mit dem gleichen geringschätzigen Lä­cheln, das er offenbar von vornherein für jeen Einwand in Bereitschaft hatte, ganz unabhängig davon, worin dieser Einwand bestand.
„Wenn er imstande wäre, uns anzugreifen, so hätte er es heute getan“, sagte er.
„Sie sind also der Meinung, er sei dazu zu schwach?“ ,fragte Langeron.
«Wenn er vierzigtausend Mann hat, so ist es viel», erwiderte Weyrother und lächelte dabei wie ein Arzt, dem ein quacksalbern­des Frauenzimmer ein Heilmittel vorschlägt.
«Wenn es so steht, dann muss er freilich unseren Angriff er­warten, und dann ist sein Schicksal allerdings besiegelt», sagte Langeron mit einem feinen, ironischen Lächeln und sah wieder den ihm zunächst sitzenden Miloradowitsch an, als erwarte er von ihm eine Bestätigung.
Aber Miloradowitsch dachte in diesem Augenblick offenbar an nichts weniger als an den Gegenstand der Meinungsverschieden­heiten zwischen den anderen Generälen.
«Ma foi»,1 sagte er, «morgen auf dem Schlachtfelde wird sich das alles herausstellen.»
Wieder lächelte Weyrother, und dieses Lächeln besagte, es sei doch merkwürdig und geradezu spasshaft, dass er bei den russischen Generälen auf Einwände stosse und erst noch beweisen solle, wo­von nicht nur er selbst bis ins letzte überzeugt sei, sondern wo­von er auch beide Kaiser überzeugt habe.
«Der Feind hat seine Feuer gelöscht, und im ganzen Lager ist ununterbrochener Lärm zu hören», sagte er. «Was bedeutet das? Entweder zieht er sich zurück — das ist das einzige, was wir zu be­fürchten haben — oder er wechselt seine Stellung.» Hier lächelte er wieder. «Aber selbst wenn er eine Stellung bei Turas bezieht, so erspart er uns immer noch Mühe und Scherereien, und alle ge­troffenen Anordnungen können bis in die geringfügigsten Kleinig­keiten hinein dieselben bleiben.»
«Wieso?» fragte Fürst Andrej, der schon lange auf eine Gelegen­heit zur Darlegung seiner Bedenken gewartet hatte.
Kutusow erwachte, räusperte sich geräuschvoll und sah die Ge­neräle an.
«Meine Herren, die Disposition für morgen oder vielmehr für heute — denn es geht schon auf ein Uhr — kann nicht mehr ge­ändert werden», sagte er. «Sie haben sie gehört, und wir alle werden unsere Schuldigkeit tun. Aber vor einer Schlacht gibt es nichts Wichtigeres als er machte eine kurze Pause, «als sich gehörig auszuschlafen.»
Er machte Miene, sich zu erheben. Die Generäle verbeugten sich und brachen auf. Mitternacht war vorbei.

Der General Andrault de Langeron, ein nach Russland emigrierter Franzose fällte über Weyrother ein vernichtendes Urteil, nicht ganz zu unrecht. Er schrieb in seinen Erinnerungen:

L’Empereur avait malheureusement accorde toute sa con­fiance a Weyrother. Ce general, Fils d'un piqueur d'un manege de Vienne, avait un talent fort equivo­que, mais son caractere ne retait pas; dur, grossier, insolent, rempli de ropinion de son propre merite, portant l'amour-propre jusqu'ä rexces le plus re­voltant, il avait tous les defauts d'un parvenu qui voit briller pour lui l’eclat de la faveur d'un grand souverain. L'Empereur lui avait promis de le faire lieutenant-general, quartier-maitre general des ar­mees russes et de lui donner le cordon de Saint­Alexandre sur le champ de bataille apres la defaite supposee et presumee de Napoleon. Cet engoue­ment qui, malheureusement, est un defaut du ca­ractere de l'Empereur, etait d'autant plus inexcu­sable que Weyrother ne jouissait pas, parmi ses compatriotes ni parmi ses camarades, d'une repu­tation qui justifiät cette confiance absolue. On sa­vait qu'il avait contribue aux dispositions des ba­tailles d'Arcole et de Hohenlinden, les plus desas­treuses journees qui eussent, apres Ulm, jusqu'ä repoque oü nous nous trouvions, ebranle les fon­dements de la monarchie autrichienne.

Weyrother, ainsi que Mack et Fischer, etait un de ces obscurs subalternes, de ces Parvenus qui in­festent l'armee autrichienne et qui, a son grand de­triment, y ont toujours plus de credit et y obtien­nent plus de confiance que les gens d'une naissance et d'une education distingues.
Apres la mort du colonel Schmidt (tue a Krems,), le general-ma­jor Mayer fut designe pour le remplacer. C'etait un homme de merite; il s'etait fait beaucoup d'honneur a Ulm en protestant formellement contre les dispositions de Mack dont le resultat avait ete si funeste. Mais on negligea de lui en­voyer des ordres dans le Tyrol ou il s'etait retire apres la catastrophe de Mack; il ne put arriver a temps et rejoignit l’archiduc Charles.

Am 27. November traf Maximilian von Wimpffen seinen Oheim, den russischen Generalleutnant Grigorij  F. von Wimpffen, der als Führer einer Angriffskolonne der Russen vorgesehen war. Beide Militärs haben gemeinsame Erkundungsritte des in Aussicht genommenen Schlachtfeldes unternommen und kamen, wie es im Tagebuch des Obersten Max Wimpffen vermerkt ist, zum Schluss, dass die Anhöhen des Pratzen in der Nähe von Austerlitz der entscheidende Punkt der zu erwartenden Schlacht sein werden. Generalleutnant Grigorij von Wimpffen berichtete in diesem Sinne seinem Vorgesetzten, dem General Friedrich Wilhelm von Buxhöwden (Buxhoeveden), verbunden mit der Bitte, diese Anhöhe mit starken Kräften zu besetzen und sich auf dieser Anhöhe zu verschanzen. Max von Wimpffen schrieb in einer Denkschrift an den Kaiser und an General Weyrother im selben Sinne, wobei er sich gegen einen Angriff auf Napoleons Truppen aussprach und darum bat, die Ankunft der aus Italien anmarschierenden Armee des Erzherzogs Karl abzuwarten, der in der Zwischenzeit bei Sopron/Ödenburg in Ungarn, einige Tagesmärsche von Austerlitz entfernt angekommen war. Aufgrund dieser Denkschrift wies der Kaiser Wimpffen an, seine Überlegungen sowohl Weyrother als auch Kutusov vorzutragen. Während Kutusov sich auf das Verlangen des Zaren und seiner Umgebung berief, Napoleon so bald wie möglich anzugreifen, lehnte Weyrother den Vorschlag im Verlauf des Kriegsrats, österreichische und russische Verstärkungen abzuwarten, ab.
Hierbei wird er wohl von der Überlegung geleitet worden sein, Napoleons Truppen seien, was die Zahl angeht, unterlegen gewesen. Wie man nach der Schlacht festgestellt hat, verfügte Napoleon in der Tat nur über 70.000 bis 75.ooo Mann mit 139 Geschützen (vor der Schlacht schätzte der General Fürst Dolgorukij Napoleons Truppen an die 60.000 Mann), während die Alliierten an die 90.000 Mann und 278 Geschütze in die Schlacht führen konnten. Die Schlacht von Austerlitz ging für die Allierten wegen der groben taktisch-operativen Fehler der Führung verloren, und nicht allein aufgrund der Disposition des Generals von Weyrother .
Nach Austerlitz wurde viel darüber gerätselt, aus welchem Grund der Zar ausgerechnet Franz von Weyrother mit seinem unbedingten Vertrauen ausgezeichnet hat., und erfahrenen Militärs wie Kutusow nicht so recht traute. Nun, was kaum bekannt war, Kutusow hat Weyrother selbst dem Zaren empfohlen, denn Weyrother konnte sich auf seine Erfahrungen mit der russischen Armee berufen, und - er sprach leidlich russisch. Er hat 1799 für den legendären russischen Marschall Alexander W. Suworow den Plan der berühmten Alpenüberquerung via St. Gottthard ausgearbeitet und dieser hatte Weyrother als einen fähigen Stabschef gelobt und bei Hofe empfohllen.. Ausserdem war er bereits einmal als Generalstabschef einer österreichischen Armee unter dem Oberbefehl des unfähigen, unerfahrenen, eitlen, kaum 19.jährigen Erzherzog Johann eingesetzt und als solcher allerdings zur Niederlage bei Hohenlinden beigetragen. Fairerweise muss freilich gesagt werden, dass der Erzherzog wenig zu sagen hatte, die eigentliche Führung oblag dem Feldzeugmeister Franz Lauer, einem Festungsbaumeister, der noch nie eine Armee geführt hat.

Wimpffen verließ nun den alliierten Generalstab und erbat vom Kaiser die Versetzung zur kämpfenden Truppe. Seiner Bitte wurde entsprochen und als am 5.Dezember die Schlacht bei Austerlitz geschlagen wurde, kämpfte Wimpffen an der Spitze der russischen Brigade Uvarov, und ging auch diesmal knapp am Tod vorbei; bei der Reiterattacke wurde er durch eine Gewehrkugel am linken Arm und am rechten Bein getroffen. Sekunden später wurde auch das Pferd unter ihm erschossen, die russischen Husaren konnten ihn mit Mühe und Not retten; schwer verletzt wurde er nach Brünn transportiert. Nach seiner Genesung im Frühjahr 18o6 kehrte er nach Graz zurück, wo er sich erneut um die Reorganisation der österreichischen Armee unter Erzherzog Karl zu kümmern hatte. Im selben Jahr erhielt er das Ritterkreuz des Maria-Theresien-Ordens für seine Leistungen in der Schlacht von Austerlitz.

Für zwei Mitglieder seiner Familie endete die Schlacht bei Austerlitz mit dem Tod: sein Oheim, der in russischem Dienst stehende Generalleutnant Grigorij von Wimpffen, Kommandeur einer alliierten Angriffskolonne,bestehend aus den Regimentern Azov und Podolsk   wurde tödlich verwundet, er starb  in Luneville an den Folgen seiner Verwundung, wohin er aufgrund eines persönlichen Befehls Napoleons transportiert wurde.
Im Buch von Claude Manceron „Austerlitz“ heißt es: „Wimpffen et Olsuvjev, suivis de leurs hordes farouche, a l’arme blanche, tombent au bout de cents toises a peine sur les dragons du général Boyé que Saint-Hilaire lance pour une charge décisive et qui vont balayer Sokolniz d’un bout a l’autre.La collision, dernier combat de ce secteur, est d’une violence terrible. En une minute, cent morts, cent prisonniers, le reste éparpillé au sauve-qui peut.Przybiszewski,obligé lui-meme de mettre l’épée a la main et de se replier, entouré de quelques officiers fideles, sur une petite crete qui surplombe le Goldach, voit de loin Wimpffen, accablé par une nuée de dragons francais, se défendre comme un lion, tomber de son cheval,l’épaule ensanglantée, se dégager à pied, avec l’aide de cinq fusiliers de Regiment Narva venus a son secours - et retomber définitivement, de nouveau blessé, aux mains des Français. »

Der berühmte Schlachtenmaler ,Louis- Francois  Lejeune, Napoleons Flügeladjutant, befand sich mit einigen Dragonern auf dem Weg zu Napoleon;; über die Gefangennahme Wimpffens schreibt er in seinen Memoiren:
„ Einer ihrer Generäle, ganz schlicht gekleidet, versuchte, uns mit einigen Männern den Weg zu verbauen. Wir gingen sofort auf sie los. Ich durchbohrte den Arm des Generals, im selben Augenblick ergriff der Dragoner de Sopranzy die Zügel seines Pferdes und wir zerrten ihn in unsere Reihen. Es war kein Geringerer als der Generalleutnant baron de Wimpffen., C'etait. en effet, le cousin germain du lieutenant general baron (Felix) de Wimpffen, tres distingue au service de France, et l'intime ami de mon pere. (de Sopranzy wurde später zum Brigadegeneral ernannt)

Als Napoléon erfährt, dass ein Neffe des Verteidigers von Thionville, Félix de Wimpffen in Gefangenschaft geriet, lässt er diesen zu seinem Gefechtsstand bringen: Claude Manceron“ :Mais voici, le Colonel Franceschi, radieux, tout doulent sur un brancard, et lui annonce la capture de Przibishevsky retenu pour le moment au milieu de ses hommes au dénombrement. Napoléon se déride, offre à Wimpffen un verre de son célèbre Chambertin et le fait recommander particuliérment au Baron Larrey. » Doch auch der Leibarzt Napoleons konnte nicht viel ausrichten; zwar wurde der verletzte Arm amputiert, doch Wimpffen verstarb im Luneviller Krankenhaus, wohin ihn Napoleon bringen ließ.
Der Maler Lejeune hat die Szene mit Napoleon auf seinem berühmten Gemälde der Schlacht von Austerlitz festgehalten.

Einer der Neffen des Obersten Maximilian von Wimpffen, Edouard de Wimpffen vom 3. französischen Infanterieregiment starb durch eine Kanonenkugel, Victor Emmanuel Charles Felix de Wimpffen wurde verwundet, überlebte aber; er fiel erst am 18. August 1812 als Oberst des 2. französischen Infanterieregiments bei Smolensk in Russland.

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Die Vorbereitung des letzten Angriffs des russischen Regiments Uvarov unter dem Kommando von Oberst Maximilian v. Wimpffen
Gemälde von Clara de Both

Die verhältnismäßig ruhigen Tage in Graz dauerten nicht lange, denn Erzherzog Karl erbat erneut Wimpffen als Mitwirkenden bei den, nach der verlorenen Schlacht von Austerlitz noch dringender gewordenen Reorganisationsmaßnahmen der österreichischen Armee; Wimpffen wurde Generaladjutant des Erzherzogs und Chef der „Generalmilitärdirection“ in Wien .Die alte „Theresianische Armee“ sollte weitgehend nach französischem Vorbild gänzlich ungebaut werden. Die vorgesehenen Reformen betrafen nicht nur den Hofkriegsrat, eine Art oberste Militärbehörde, ohne deren Zustimmung so gut wie nichts geschehen konnte, sie umfassten auch die Artillerie, das Pionierwesen, die Rekrutierung, das gesamte Finanzwesen, die Taktik, die operative Führung, wobei die Regimenter, wiederum nach französischem Vorbild zu Armeekorps zusammengefasst werden sollten. Außerdem sollte unverzüglich mit dem Aufbau der Landwehr, eine Art Territorialarmee begonnen werden. Der Kaiser ernannte den Erzherzog zum Generalissimus, wodurch dieser zum obersten Befehlshaber der gesamten Kriegsmacht der Monarchie avancierte - eine Position, die vor ihm nur der legendäre Prinz Eugen( von Savoyen) inne hatte. In Wimpffen hatte der Generalissimus einen tatkräftigen, durch ein besonderes Organisationstalent hervorgetretenen Helfer; dass freilich ein derart großangelegtes Reformvorhaben viel Zeit in Anspruch nehmen würde, war jedem klar, und so ist zu erklären, das der Erzherzog in den kommenden Jahren zu einem entschiedenen Verfechter des Friedens, zu einem Kriegsgegner wurde, was bei obersten Feldherrn bekanntlich selten der Fall ist. Schließlich gewannen aber die „Falken“ unter Führung des Außenministers Graf Stadion die Oberhand und so kam es im dritten Jahr der begonnenen Armeereform zum Angriffskriegkrieg gegen Frankreich.

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Oberst Maximilian von Wimpffen erhielt nach der Schlacht von Austerlitz das Ritterkreuz des
Maria-Theresien- Ordens
Gemälde eines unbekannten Malers
Schloss Kainberg

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Angriff des russischen Infanterieregiments Uvarov in der Schlacht von Austerlitz,kommandiert von  Oberst
Maximilian Freiherr von Wimpffen

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