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Rabbi Baruch ben Meir von Rothenburg ( geb.1251 in Worms- gest. in Ensisheim 1293 ) war ein weithin bekannter Gelehrte, der in Rothenburg o.T. eine Talmudschule leitete.Er war eine überragende Autorität in theologischen und juristischen Fragen und zuletzt Rabbiner von Mainz. Angesichts der Ausschreitungen gegen Juden in Weißenburg/Elsass, in Koblenz, Pforzheim und zahlreichen anderen Orten am Rhein  beschloss er, mit seinen Angehörigen ins Heilige Land auszuwandern. Ihm sollten die verfolgten Juden des “Heiligen“ Römischen Reichs folgen. Es war das erste Mal, dass europäische Juden den Entschluss fassten, ein Exodus zu wagen und nach Palästina auszuwandern. Rabbi Baruch ben  Meir wurde jedoch mit einer größeren Gruppe Juden bereits in der Lombardei auf Geheiß des Bischofs von Mainz verhaftet, ( angezeigt hat ihn der  zum katholischen Glauben konvertierte Jude namens Knippe,der den Bischof nach Rom begleitete) )dann König Rudolf ausgeliefert, der ihn 1286 im Elsass, in der Burg von Ensisheim einkerkern ließ. Gleichzeitig erließ er ein Auswanderungsverbot aller Juden, „sich jenseits des Meeres anzusiedeln“ und sich der Gewalt ihres gesetzlichen Herren zu entziehen. Der Hintergrund dieses Auswanderungsverbots: der Habsburger wollte offensichtlich auf eine so attraktive Einnahmequelle wie die „Judensteuer“ nicht verzichten  und er befürchtete die Schädigung der Reichsfinanzen,

Nun begannen die jüdischen Gemeinden,vor allem im Süden des Reichs Geld zu sammeln, um den „Kronknecht“ Rabbi Meir freizukaufen. Die Sammlung erbrachte eine für die damalige Zeit gewaltige Summe von 23.000 Mark, die dem König als Lösegeld angeboten wurden. Doch Meir lehnte mit der Begründung ab, er wolle durch ein solches Opfer der ohnehin verarmten und verfolgten Juden nicht frei werden. Er blieb bis an sein Lebensende im Kerker. Im Jahre 1293 starb er.

Wie kam nun der königliche Vogt Hermann ins Spiel? Als Vogt im elsässischen Hagenau hat er die königliche Gewalt auch in Ensisheim ausgeübt, mithin hatte er die Verantwortung für das Gefängnis des Rabbiners. Als Vogt hatte er zudem gerichtliche Funktionen. Er hatte Steuern und Zinsen,die dem König zustanden, einzuziehen. Er hat die Freilassung des Rabbiners betrieben, wahrscheinlich um eine Versöhnung mit den Juden herbeizuführen, zunächst allerdings  ohne Erfolg; Nach dem Tod des Rabbiners bemühte sich dann ein jüdischer Kaufmann, Alexander Süsskind  ben Salomo, wohnhaft in Wimpfen am Berg darum, nunmehr den Leichnam des Rabbiners freizukaufen, wobei er von Vogt Hermann, der Salomo gekannt haben muss, unterstütz wurde. Jahrelang wurden Bittschriften und Gesuche Rudolf von Habsburg vorgelegt, doch der blieb unnachgiebig. Aus heutiger Sicht ist es schwer verständlich, weshalb nicht einmal der Leichnam freigegeben wurde. obwohl die Juden bereit waren, ein enorm  hohes Lösegeld zu zahlen. Erst nach 14 Jahren stimmte Rudolf gegen Bezahlung einer beträchtlichen Geldsumme dem Handel zu. In der Zwischenzeit übersiedelte auch Alexander ben Salomo nach Frankfurt/.M. Die Fürsprache des Vogtes Hermann und das Geld des Alexander ben Salomo haben schließlich zum Erfolg geführt. Rudolf ordnete die Freigabe des Leichnams an und  Alexander ben Salomo konnte die Gebeine im Wormser jüdischen Friedhof im Jahre 1307 beisetzen. Salomo starb ein Jahr später. Er ließ sich neben dem Rabbiner bestatten, für den Rabbiner und sich Grabsteine aus rotem Sandstein setzen.  Die beiden Grabsteine überdauerten Pogrome, Friedhofzerstörungen, die unmenschliche Naziherrschaft und Grabschändungen unserer Tage. Die Inschriften der Grabsteine lauten:

Maharam,unser Lehrer Meir
dieses Denkmal
Steht zu Häupten unseres Meisters,des Rabbi Meir
Des Sohnes des Rabbi Baruch den der römische Kaiser
Am 14.Tammuz des Jahres 5046 gefangen hatte.
Er starb am 19 Adar des Jahres 5053
Im Gefängnis und wurde nicht begraben
Bis zum 4.Adar des Jahres 5067.Seine
Seele weile
Bei den Seelen der Gerechten der Welt
Im Garten Eden
Amen Amen Sela

Dieses Grabmal wurde gesetzt zu
Häupten des Edlen Alexander ben Salomo
Er starb am Versöhnungstage
Donnerstag und wurde bestattet am 11.Tisri
Des Jahres 5068 Seine Sehnsucht,die
Gott ihm erfüllte, war unseren Meister auszulösen
Unseren Lehrer Rabbi Meir ben Baruch
Der nach seinem Tode noch viele Jahre im Gefängnis gehalten wurde
Dieser Edle erlöste ihn durch Gottes Gnade
Nun ist das Glück ihm zuteil geworden
An seiner Rechten bestattet zu sein.Er möge auch im Jenseits unter den Seligen im Garten Eden ihm
Zur Rechten weilen
Amen Amen Amen Sela


alt
Grabplatten von Rabbi  Meir und  Alexander  ben  Salomo   im  Wormser jüdischen Friedhof

Der königliche Vogt Hermann von Wimpfen starb in Hagenau; er hatte zwei Söhne: Lienhardt und Siegmund Heermann von Wimpffen. Die Nachkommen von Siegmund Heermann  bekleideten im Laufe der Jahrhunderte verschiedene Stellen  bis ins 20.Jahrhundert in der elsässischen Stadt. Die Letze dieses Zweigs der Familie von Wimpffen war Jeanne de Wimpffen,verheiratet  mit Leon Siben.
Ein Nazi-Genealoge lässt die ganze Familie von Wimpffen vom "askenasischen " Minnesänger, Süsskind  von Trimberg , einem "notorischen Juden" abstammen.Sowohl der Minnesänger als auch Alexander Salomo seien die Vorfahren der Familie von Wimpffen gewesen. Hierbei übersah der "Wissenschaftler", dass dokumentarische belegt ist, dass weder der  Minnesänger noch der Frankfurter  Alexander Salomo "Leibeserben" hatten. Salomo verwendte sein ganzes Vermögen auf den Freikauf des Leichnams des Rabbi Meier, und in diesem Zusammenhang wird erwähnt, dass er ohne "Leibeserben" verstarb.
Amen, Amen, Amen




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